Fachkräfte in den USA werden nach deutschem Vorbild ausgebildet.
Unter der Führung von Andreas Thurner, Ausbildungsleiter bei
der österreichischen Firma Blum, wurde 1995 ein Programm namens
"Apprenticeship 2000" (dt.: Lehre 2000) ins Leben gerufen. Ziel ist
es, Jugendliche aus North Carolina nach deutschem Vorbild zu Elektrotechnikern,
Maschinisten, Schweißern und Spritzguss - Technikern auszubilden.
Neben Blum sind dieses Jahr vier deutsche, eine Schweizer und
zwei amerikanische Firmen beteiligt. Das Projekt wirbt mit dem Slogan
"Free college and a paycheck" (zu dt.: Kostenloses College mit
Gehaltsscheck). Gerade in Amerika, wo eine Collegeausbildung mit immens großen
Kosten verbunden ist, ist dies ein starkes Zugpferd. Gerade Familien mit
Kindern können sich die bis zu 50.000 US-Dolar pro Jahr an Studiengebühren oft nur
schwer oder gar nicht leisten. Gerade darum ist die Aussicht darauf für die
Ausbildung bezahlt zu werden anstatt zu bezahlen für viele Jugendliche sehr
attraktiv. Laut Thurner kostet die Ausbildung eines Berufsschülers einer Firma
wie Blum rund 170.000 US-Dollar.
Thony Zeiss, Leiter des Charlotte Central Piedmont Community
College (CPCC), welches sich ebenfalls am Project Apprenticeship 2000
beteiligt, ist ein großer Verfechter dafür die in Amerika herrschende
Qualifikationslücke zu schließen. Das CPCC hat seine Ausrichtung speziell
geändert um den Bedürfnissen der Firmen in Charlotte zu entsprechen. Dabei
wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass das College sich stärker als
bisher auf die Fertigung konzentriert. Nachdem diese Entscheidung seitens des
Colleges fest stand, und man anfing den Kontakt zu fertigenden Unternehmen in
Charlotte zu suchen, wurde schnell klar, die meisten sind in deutscher Hand.
Thony Zeiss ist nun dabei, Lehrgänge für Siemens und andere Mitglieder des Apprentice
2000 - Programms maßzuschneidern und an neuen Initiativen zu arbeiten. Im Laufe
der letzten Jahre wurden auch Verbindungen zur Industrie- und Handelskammer
Karlsruhe aufgebaut, um Kurse in Mechatronik, Energiemanagement, Pneumatik,
CNC - und PLC - Technologie zu organisieren, die den Anforderungen eines deutschen
Abschlusses entsprechen.
Dies kann man nicht zuletzt als Wendepunkt bei den deutschen
Investoren in Amerika betrachten. Vor allem im Kontext der amerikanischen
Reindustrialisierung haben die deutschen Firmen vor Ort den dringenden Bedarf
an regionalen Kooperationen zur Ausbildung qualifizierter Arbeiter erkannt.
In diesem Sommer können sich erstmals drei CPCC Schüler über
ihr Apprenticeship 2000 Abschlusszeugnis freuen - Unterschrieben sowohl von Thony
Zeiss vom CPCC wie auch von Hans-Peter Mengele, Hauptgeschäftsführer der IHK
Karlsruhe.