Die Zahl der Hinrichtungen in den USA ist dieses Jahr um zwölf Prozent gesunken. Grund ist nicht nur eine veränderte Einstellung zu Todesurteilen, sondern auch die Wirtschaftskrise: Vielen Bundesstaaten sind die Tötungen inzwischen zu teuer.
Washington - Die USA haben 2010 weniger Menschen hingerichtet als 2009. Als einen der Gründe nannte das Death Penalty Information Center - eine Organisation, die für die Abschaffung von Hinrichtungen kämpft - auch die hohen Kosten im Zusammenhang mit Exekutionen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Ein weiterer Grund für den Rückgang sei eine veränderte Einstellung zur Todesstrafe, hieß es. Allerdings hätten auch Probleme bei der Lieferung der Substanzen, die bei Hinrichtungen mittels einer tödlichen Injektion eingesetzt werden, eine Rolle gespielt.
"Seien es die Sorgen vor den hohen Kosten einer Hinrichtung in Zeiten von Budgetkürzungen, die Gefahr, Unschuldige hinzurichten, Unfairness oder andere Gründe, das Land hat sich 2010 weiter von der Todesstrafe wegbewegt", sagte Richard Dieter, der Leiter des Zentrums und Autor des Berichts.
Die Gruppe zählte 2010 insgesamt 46 Hinrichtungen in den Bundesstaaten Texas, Ohio, Alabama, Virginia, Oklahoma, Mississippi, Georgia, Florida, Louisiana, Arizona, Utah und Washington. 2009 wurde die Todesstrafe noch 52-mal in insgesamt 16 Staaten vollstreckt. Insgesamt ist die Zahl der Hinrichtungen in diesem Jahr um zwölf Prozent gesunken - und die der Todesurteile nähert sich einem historischen Tiefpunkt.
Todesstrafe kostet 70 Prozent mehr als eine lebenslange Haftstrafe.
Die meisten Hinrichtungen gibt es weiter in Texas, dort wurde aber auch der deutlichste Rückgang verzeichnet. So wurde die Todesstrafe dort in diesem Jahr 17-mal vollstreckt, 2009 waren es noch 24 Hinrichtungen gewesen.
Der Rückgang in Texas ist nach Ansicht des Informationszentrums Todesstrafe darauf zurückzuführen, dass die Richter immer öfter von der seit 2005 bestehenden Möglichkeit Gebrauch machen, eine lebenslange Haft ohne Chance auf vorzeitige Begnadigung zu verhängen.
In den vergangenen Jahren gab es laut "Süddeutsche Zeitung" (SZ) immer wieder Studien darüber, dass die Todesstrafe unverhältnismäßig teurer ist, als einen Menschen ein Leben lang einzusperren: Schon 2003 stellte eine staatliche Untersuchungskommission im Bundesstaat Kansas fest, dass ein Todesurteil im Vergleich zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Bewährung 70 Prozent mehr kostet. Ähnliche Resultate erbrachten Studien in Tennessee, Indiana und New Jersey.
Im US-Bundesstaat Missouri können Richter, so berichtete es die SZ, inzwischen auf ein neues Computerprogramm zurückgreifen, das ausrechnet, wie viel ein Urteil kostet - und ob es eine "billigere Alternative" gibt. Es ist das erste Mal, dass Richter in den USA systematisch die möglichen "Kosten" eines Urteils abrufen können, ehe sie es aussprechen. Und zwar nicht nur als grobe Schätzung, sondern als individualisierte Prognose unter Berücksichtigung des Vorstrafenregisters des Delinquenten und der Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls.
In Kalifornien wurden nicht gewalttätige Häftlinge vorzeitig nach Hause geschickt, um "Kosten" einzusparen. Der Bundesstaat Michigan hat ein Gefängnis kurzerhand geschlossen, in Arizona wird über die Privatisierung der Gefängnisse diskutiert.
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